Hallo Zusammen,
bevor ich Euch wieder einiges, hoffentlich Interessantes über persönliche Assistenz und Budget mitteile, möchte ich doch gern schreiben, wer ich eigentlich bin.
Also, ich bin Sabine Göbber. Ich bin Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin und Krankenschwester. Seit 2017 bin ich im Verband beschäftigt. Seitdem beschäftige ich mit dem spannenden Thema Persönliche Assistenz und persönliches Budget. Aber auch alles andere, was irgendwie mit Anträgen, Rente, Reha und so weiter zu tun hat, ist bei mir genau richtig aufgehoben.
Ich hoffe, das ich mit der Anrede „ DU“ niemanden zu nahe trete, doch im Verband ist die Atmosphäre so, dass wir in den einzelnen Kontakte meist doch beim „Du“ landen.
Ich freue mich auf den Austausch mit Euch!
Lieben Gruß Sabine
Wieder mitten im Leben – Assistenz kann vieles möglich machen… und leichter
„Endlich kann ich wieder mehr dabei sein im Leben und meine Kraft für die Dinge einsetzen, die mir wirklich Spaß machen, statt sie mit mühsamen Alltagstätigkeiten zu verschwenden, die mich nur Kraft kosten.“ Einen solchen oder ähnlichen Satz habe ich schon oft gehört von Menschen mit Conterganschädigung, die sich nach langem Überlegen für eine Assistenz entschieden haben.
Für mich als Fachberaterin ist es immer wieder eine große Freude, einen solchen Entscheidungsprozess zu begleiten und zu unterstützen.
Ja, so eine Assistenz ist mit dabei. Sie begleitet z. B. zum Einkauf, hilft den Garten wieder fit zu bekommen, geht mit zum Shoppen, ins Kino oder einfach auch mit spazieren. Sie kocht den Kaffee und je nachdem, hilft sie beim Duschen und auch beim Schminken.
Ein Assistenznehmer erzählte begeistert, dass er endlich wieder schwimmen gehen mag, weil da jemand ist, der einem aus den nassen Sachen raushilft. Und wie toll es ist, nicht jeden Morgen auf den Pflegedienst warten zu müssen, ohne eine Ahnung zu haben, wer da wohl gleich auftaucht.
Genial auch: selbst in den Urlaub fährt sie mit.
Und das Beste, man kann unterschiedliche Assistenten haben, eine für den Haushalt und eine, die z.B. mit einem zusammen die fernbedienbaren Autos repariert und fahren lässt, also eine Assistenz für die Freizeit.
Doch, bei aller Begeisterung, am Anfang stehen viele Fragen und Zweifel.
Fragen wie, ich habe bisher ganz allein mit meinem Partner alles geschafft, geregelt und vor allem allein gelebt. Und jetzt soll da immer jemand mit dabei sein? Wo bleibt meine Privatsphäre? Ich will nicht immer jemanden dahaben. Und auch wirtschaftlich, wie wird denn so was finanziert?
Diese Fragen und Unsicherheiten beschäftigen die meisten anfangs.
Vielleicht ist es gut, nicht gleich in die Vollen zu steigen, sondern zunächst nur jemanden, z.B. zum Helfen im Haushalt da zu haben. Auszuprobieren wie es ist, wenn jemand die Bügelwäsche macht und das Treppenhaus wischt. Und dann langsam steigern, z.B. mit einer Begleitung beim Einkauf.
Und vorallem, auch wenn bei der Antragstellung eine recht hohe Stundenzahl bewilligt werden sollte, heißt das nicht, das auch alle Stunden von Anfang an abgerufen werden müssen. Denn schließlich bleibt man der Herr bzw. die Frau im Haus und entscheidet selbst, wer wann und wie oft kommen darf.
Vielleicht mag Folgendes Mut machen, es doch mit einer Assistenz zu wagen.
Ich habe einen Menschen, der seit ca. einem Jahr mehrere Assistenten/ Assistentinnen beschäftigt, gefragt, ob er mir sagen kann, was sich seitdem für ihn verändert hat.
„Aber sicher, klar kann ich Dir das sagen. Weißt du, der Alltagsdruck ist weg. Der Druck alles selbst schaffen zu müssen, den Einkauf, das Putzen, die Wäsche. Ich bin da jetzt völlig entspannt. Entweder, sie (die Assistenz) macht es allein, oder wenn ich kann, helfe ich mit. Doch der Druck ist raus.
Mein Tag, meine Woche haben jetzt auch wieder ne richtige Struktur. Ich weiß, da kommt jemand zu Zeiten, die wir ausgemacht haben. Und dann ist das so. Ein Problem weniger ist auch die Sache mit der Körperpflege. Mensch, das geht ja nun wirklich ins Intime. Doch mit der festen Assistenz kann ich mich darauf einlassen, ist es nicht mehr peinlich und unangenehm.
Ich werde auch ruhiger, weil ich nicht mehr vor meiner Einsamkeit, meinen trüben Gedanken wegrennen muss. Weil, da kommen ja Menschen, Personen, da entwickelt sich ja auch was. Man plaudert, trinkt `nen Kaffee. Die Einsamkeit wird weniger.
Was auch genial ist, ich bin ja beim Einkaufen zum Beispiel echt wählerisch. Und dann will ich den obersten Apfel aus dem Obstregal. Da brauch ich jetzt auch keinen mehr im Geschäft suchen. Da kann ich einfach der C. sagen, guck mal den da ganz oben, den 3. von rechts, den hätte ich gern. Ist doch herrlich.“
Soweit erstmal für heute. Ich würde mich freuen, wenn diejenigen von Euch, die schon Erfahrungen mit Assistenz haben, mir erzählen, was sich für Sie verändert hat. Vielleicht gibt es ja weitere Mutmacher – Geschichten…
Gern mag ich auch in einem persönlichen Gespräch Mut machen, sich mit dem Thema Assistenz auseinanderzusetzen. Und gemeinsam Antworten auf die vielen Fragen rundum Assistenz und Budget zu finden.
Ich freue mich auf den Austausch mit Euch!
Liebe Grüße
Sabine Göbber
Diplom-Sozialpädagogin
Krankenschwester
Interessenverband Contergangeschädigter
Nordrhein-Westfalen e.V.
Hilfswerk für vorgeburtlich Geschädigte
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